Die genauen Abläufe und Erklärungsmuster der „Sportsucht“ sind Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, vieles ist jedoch noch unerforscht. Nach wie vor werden unterschiedliche Mechanismen diskutiert.
Möglicherweise tragen körpereigene Glückshormone zur Entwicklung einer Abhängigkeit bei. Das Belohnungssystem im Gehirn gewöhnt sich an den Sport und verlangt nach immer mehr. Ähnlich einer Drogensucht muss die Dosis nach und nach gesteigert werden, um ein „High“ („Hoch“) zu erleben.
Die Motivstruktur ist vermutlich vielschichtig: Ein mögliches Motiv der „Sportsucht“ könnte das Streben nach einem perfekten Körper sein. Diskutiert wird zudem das Motiv der Realitätsflucht, bei der das Absinken in den Sport dem Vergessen des Alltags dient. Ein weiterer Erklärungsansatz nennt mögliche Selbstwertdefizite, bei denen Sport als Kompensation von Frustration oder Misserfolgen sowie zur Steigerung des Selbstbewusstseins dient.
Zudem können Betroffene auch in eine „Sportsucht” „hineingleiten“, wobei dies wieder umkehrbar ist. Es wird in diesem Zusammenhang vom sogenannten „Suchtbindungsmodell“ gesprochen. Ausgangspunkt ist die zunächst gelungene Bindung an eine Sportart, wie etwa Laufen. So kann sich z.B. eine ambitionierte Hobbyläuferin/ein ambitionierter Hobbyläufer bis zum Höhepunkt der Wettkampfsaison sehr stark auf den Sport fokussieren (Sportfokussierungsphase). Ist dieser Saisonhöhepunkt vorbei, kann sich auch die Fokussierung auf den Sport wieder legen. In einer Phase der „Sportsucht“ kann eine Athletin/ein Athlet etwa durch ein einschneidendes Lebensereignis geraten (z.B. Trennung in einer Partnerschaft oder der Tod eines geliebten Menschen), wodurch das Gefühl des Kontrollverlusts entstehen kann. Mit Sport glauben Betroffene dieses Ungleichgewicht ausgleichen zu können.